Oliver Assayas hat einen neuen Film gedreht: "Après mai" heißt er im Original, "Something in the Air" sein internationaler Titel und ins deutsche Kino verirrt er sich als "Die wilde Zeit". Was jetzt? Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat er von allem etwas. Das Unwiderbringliche, das hoffnungslos Verspielte und das mystifizierte Wilde.
Ein Film über die Selbstfindung von Jugendlichen in den Siebzigern, zwischen Straßenkampf und der Suche nach der Liebe. Irgendwie nicht immer glücklich. Aber immer ganz nahe an den Personen. Und das Ende aus Licht stellt ohnehin alles in den Schatten. Die Musik für dieses letzte Bild liefert Kevin Ayers mit "Decadence". Und alles ist gut!
"Kurz vor dem untersten Treppenabsatz legte Otto eine Pause ein und wandte sich wie gewöhnlich um, um einen Blick zurück auf sein Heim zu werfen. Er fühlte sich von ihm angezogen. Er sehnte sich danach, die Tür, die er gerade geschlossen hatte, aufzustoßen, um das Haus leer zu ertappen. Es war, dachte er, ein bisschen wie der Wunsch, bei seiner eigenen Beerdigung Gefühle hegen zu können."
aus Paula Fox: Was am Ende bleibt ... und meine wärmste Empfehlung - mit der ich auch Jonathan Franzen weiterreiche und ans Herz lege.
Johnny River singt eine Coverversion von Bob Dylan`s "Positively Fourth Street", die ihm besser gefiel als seine eigene. Aber wichtiger als dieses pophistorische Detail ist die eine Zeile, die sich am Ende des Songs versteckt.
Jürgen Hargens hat sie für uns in systemischer Kleinarbeit herausgeschürft und in einen neuen Kontext gestellt. Erleichtert stellen wir fest, dass wir nicht für alles verantwortlich sind und werden allmählich erwachsen.
You got a lotta nerve
To say you are my friend
When I was down
You just stood there grinning
You got a lotta nerve
To say you got a helping hand to lend
You just want to be on
The side that's winning
You say I let you down
You know it's not like that
If you're so hurt
Why then don't you show it
You say you lost your faith
But that's not where it's at
You had no faith to lose
And you know it
I know the reason
That you talk behind my back
I used to be among the crowd
You're in with
Do you take me for such a fool
To think I'd make contact
With the one who tries to hide
What he don't know to begin with
You see me on the street
You always act surprised
You say, "How are you?" "Good luck"
But you don't mean it
When you know as well as me
You'd rather see me paralyzed
Why don't you just come out once
And scream it
No, I do not feel that good
When I see the heartbreaks you embrace
If I was a master thief
Perhaps I'd rob them
And now I know you're dissatisfied
With your position and your place Don't you understand
It's not my problem
I wish that for just one time
You could stand inside my shoes
And just for that one moment
I could be you
Yes, I wish that for just one time
You could stand inside my shoes
You'd know what a drag it is
To see you
"The very thing the 16 skiers and snowboarders had sought — fresh, soft snow — instantly became the enemy. Somewhere above, a pristine meadow cracked in the shape of a lightning bolt, slicing a slab nearly 200 feet across and 3 feet deep. Gravity did the rest."
Wie schnell aus dem weißen Traum ein Albtraum wird, zeigt dieser Artikel aus der NY Times über das Lawinenunglück am Tunnel Creek in den Cascades. Eine penibel recherchierte, perfekt aufbereitete und überaus bewegende Analyse des Unglücks, die auch die psychischen und soziodynamischen Komponenten bei Gefahrenbeurteilung und Entscheidungsfindung miteinbezieht. Ein Muss für alle, die im Backcountry unterwegs sind.
Mir träumte, ich sei versunken, tief im Chinesischen Meer,
versunken nur, nicht ertrunken und Lärm kam von Süden her.
Das waren die Insekten,die bauten die Mandelbaumstadt,
worin jedes Lebewesen seine Entsprechung hat.
Für Dich gibt es dort eine wie Dich,
für mich gibt es einen wie mich.
Der gleicht mir in Schicksal und Namen,
der hat meinen Ruf und mein Ich.
Da fragte ich den, der ich war,
ob er wisse, wozu wir seien.
Und er erwiderte sorgsam,
wir sind der Zweite aus Dreien.
Der Erste kam aus dem Feuer,
der Dritte geht in das Licht,
der Zweite im Zeichen der Schwäne,
besitzt das zweite Gesicht.
Ihm offenbart sich der ferne Klang,
ihm werden die Bilder zuteil.
Erwache nun und schreib dieses Lied,
es sei dir Bogen und Pfeil.
Letztens war ich laufen im Wienerwald. Ich spürte den Nebel auf meiner Haut, so dicht war er. Das Herbstgold war verflogen. Die Blätter lagen als braune, modrige Masse am Boden. Es roch nicht mehr nach Pilzen. Es roch nach Schnee. Der Winter kommt. Ich spüre es.
Zur Einstimmung ein Hochtourenbild vom vorletzten Winter, das mein Herz auf Hochtouren bringt. Dent d' Herens. Ostschulter. Schweiz. Monte Rosa und Matterhorn (am linken Bildrand anschließend) erspar ich euch - das wär dann doch zu kitschig.
A s time goes by ... if you think you are climber, just watch this. If you think climbing is climbing, just watch this. If you think, you know how to climb 7a+ just watch this.
"Wie sich die Zusammenhänge geändert haben: Als ich anfing, Sätze zu verstehen, war der Satz: "Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende" nicht des Glücks und nicht des Endes wegen groß, sondern es war das Klima, in das er strahlte, ein Satz, dem Leben zufloss wie einem Reservoir. Ich hatte Häuser mit Fensterläden gesehen, Blumenstöcke, die Liebe war voller Küsse auf frische Wangen und voller Landwirtschaft.
Inzwischen ist dieser Satz gekapert worden vom Bild des Glücks über der Halbfett-Margarine oder vom Geräuschdesign der zugeschlagenenen Wagentür. Das alles soll Glück vermitteln, Dauer verheißen. Es ist, wie wenn die Frau in jener Krise, die man so nüchtern "Partnerschaftskrise" bezeichnet, sagt: "Denk an die schönen Momente, die wir miteinander hatten." Und der Mann blickt vor sich hin und kann sich nicht erinnern. Da waren Zeit, Strecke, Fläche, Raum, Wolkenkontinente und Klangabfall, doch wo sind die Momente?
Zum Ausgleich sah ich mir, wo immer ich konnte, die jungen Liebespaare an: Sie küssen sich wie an ein Sauerstoffgerät angeschlossen, umklammern sich wie den Balken auf hoher See. Es geht immer um alles, sie küssen an allem vorbei, auf das ganze Leben zu und werden diesen Kuss am Ende vielleicht doch vergessen, während er den Betrachtern erhalten bleibt."