Die Menschmaschine
Dass die Wichtigkeit eines Blogs an seinen Verlinkungen, seiner Eingebundenheit in das große Netz gemessen wird, könnte sich bald als große Schnapsidee erweisen. Denn dieses Verlinkungssucht führt zu einer bestimmten Schreib- und Denkweise. Sätze, die nicht mindestens 4 LINKS aufweisen, sind keine Sätze mehr. Sie dienen einzig und allein dazu, möglichst viele Links miteinander zu verbinden. Und dann möchte jeder noch getrackt, und gefeeded und was sonst noch werden ... HALT! rufe ich, das kann es doch nicht gewesen sein. Es gibt ein Leben außerhalb der Blogcharts.
Ich stolpere über einen Text von mir, den ich 1998 für das Internet-Lesebuch (Hg. Marion Fuglewicz) schrieb. Und - jetzt halten Sie sich fest - ich schrieb damals über BLOGs, obwohl es sie noch gar nicht gab. Es war und ist vieles so vorhersehbar, nur niemand will es sehen!
Knapp daneben 2
Wir leben einen Großteil unserer Zeit außerhalb unseres Körpers und sind unsere eigenen Doubles und Kopien. Wir hetzen von einer Homepage zur anderen und sind letztlich getriebene Hunde der Versprechung, die hinter jedem neuen Link auf uns wartet. Wir suchen unser Heil in der Bewegung und messen die Qualität einer Homepage an den Links, die sie bereithält, um schnell wieder von ihr fortzukommen. Eine Position zu haben, scheint weniger wichtig, als schnell in eine andere wechseln zu können. Was wir dabei übersehen, ist, dass sich die Sehnsucht nach diesem Ganzen und die Angst vor der Vereinzelung gegenseitig bedingen. ”Das größte Problem, mit dem sich die Gesellschaft auseinandersetzen muß, ist die Des-Integration ihrer Bürger, die stattfindet, während diese das Internet bewohnen und über die Interfaces in den Datenraum zu entschwinden beginnen.” (Roy Ascott, Die Ästhetik des Erscheinenden) Angesichts einer theoretisch uneinholbaren Komplexität und der sich jeder Systematik entziehenden Unübersichtlichkeit des Internet ist der Entwurf einer neuen Einheit, die uns der Mythos erzählt, nur ein Trost für jene, die diesen Trost nicht brauchen.
Ich stolpere über einen Text von mir, den ich 1998 für das Internet-Lesebuch (Hg. Marion Fuglewicz) schrieb. Und - jetzt halten Sie sich fest - ich schrieb damals über BLOGs, obwohl es sie noch gar nicht gab. Es war und ist vieles so vorhersehbar, nur niemand will es sehen!
Knapp daneben 2
Wir leben einen Großteil unserer Zeit außerhalb unseres Körpers und sind unsere eigenen Doubles und Kopien. Wir hetzen von einer Homepage zur anderen und sind letztlich getriebene Hunde der Versprechung, die hinter jedem neuen Link auf uns wartet. Wir suchen unser Heil in der Bewegung und messen die Qualität einer Homepage an den Links, die sie bereithält, um schnell wieder von ihr fortzukommen. Eine Position zu haben, scheint weniger wichtig, als schnell in eine andere wechseln zu können. Was wir dabei übersehen, ist, dass sich die Sehnsucht nach diesem Ganzen und die Angst vor der Vereinzelung gegenseitig bedingen. ”Das größte Problem, mit dem sich die Gesellschaft auseinandersetzen muß, ist die Des-Integration ihrer Bürger, die stattfindet, während diese das Internet bewohnen und über die Interfaces in den Datenraum zu entschwinden beginnen.” (Roy Ascott, Die Ästhetik des Erscheinenden) Angesichts einer theoretisch uneinholbaren Komplexität und der sich jeder Systematik entziehenden Unübersichtlichkeit des Internet ist der Entwurf einer neuen Einheit, die uns der Mythos erzählt, nur ein Trost für jene, die diesen Trost nicht brauchen.
coyote05 - 4. Jun, 11:17