Christoph Wagner: Ein Intellektueller des guten Geschmacks
Ich habe ihn schon länger nicht getroffen, den Herrn Wagner. Und jetzt ist er tot. Und nicht mal diesen Satz kann ich schreiben, wie ich will. Stattdessen müsste ich das Plusquamperfekt bemühen, ich weiß, und mit "Ich hatte ..." beginnen. Aber dieses ist mir widerlich. Genauso wie der Umstand, dass er nicht mehr da ist und ohne ihn die Welt wieder ein Stück genussfeindlicher wird.
Ich erinnere mich genau an den Tag, als ich ihn das erste Mal besuchte. Es war im Herbst 2003. Mit 5 Flaschen Wein aus Argentinien, die ich gerade zusammen mit anderen 13.000 in einer Mischung aus Begeisterung, Gutgläubigkeit und Frechheit in einem Container aus Argentinien nach Österreich gebracht hatte. Der Wein kam von der Bodega Alfredo ROCA aus San Raffael/Mendoza und lag mir nicht nur am Herzen, sondern in dem Moment, in dem ich an seiner Tür läutete, irgendwie auch im Magen. Denn diese "Audienz" war für mich eine erste Möglichkeit, mein Urteil in Sachen Wein durch einen Kapazunder bestätigen oder vernichten zu lassen.
Ich weiß noch genau, wie ich meinen Topwein, den Malbec Reserva 2000, bereits zuhause öffnete und auf seine Qualität prüfte, um nicht im entscheidenden Moment von einer Korknase überrascht zu werden. Und wie ich dann drei Flaschen nacheinander "aufriss", nur weil der Wein mich oder den Gaumen des anderen, den ich in dieser Stresssituation vorwegzunehmen gewzungen war, so gar nicht überzeugen wollte.
Christoph Wagner, dem ich kurze Zeit später an einem mit Büchern überladenen Rundtischchen meine Probleme mit dem an diesem Tag so verschlossenen Malbec schilderte, als ich ihm den Wein in sein Verkostungsglas goss, lächelte nur milde und meinte in Anspielung auf meine Forschheit im Umgang mit dem Wein: "Wenn er sich nicht gleich zeigen will, dann lassen wir ihm halt ein bisserl Zeit."
Von dem Moment an, das kann ich sagen, waren wir Verbündete. Verbündete in einem Reich, das nur aus Büchern und Gaumenfreuden und Abenteuern zu bestehen schien. Doch nicht nur das: Christoph Wagner gab mir einen Maßstab mit auf den Weg, der sich in den Untiefen der österreichischen Soumellierlandschaft als besonders nützlich erwies, wenn es darum ging, die Weinliebhaber zu finden und die Wichtigtuer zu meiden, die nichts anderes im Sinn hatten, als den Wein für ihre Ego-Demonstrationen zu intrumentalisieren.
Christoph Wagner war mehr als ein Gourmet-Kritiker. Er war ein Weinliebhaber. Ein Cronopium im besten Sinn des Wortes von Julio Cortazar. Ein Geschichtenerzähler und ein Intellektueller des guten Geschmacks.
Ich erinnere mich genau an den Tag, als ich ihn das erste Mal besuchte. Es war im Herbst 2003. Mit 5 Flaschen Wein aus Argentinien, die ich gerade zusammen mit anderen 13.000 in einer Mischung aus Begeisterung, Gutgläubigkeit und Frechheit in einem Container aus Argentinien nach Österreich gebracht hatte. Der Wein kam von der Bodega Alfredo ROCA aus San Raffael/Mendoza und lag mir nicht nur am Herzen, sondern in dem Moment, in dem ich an seiner Tür läutete, irgendwie auch im Magen. Denn diese "Audienz" war für mich eine erste Möglichkeit, mein Urteil in Sachen Wein durch einen Kapazunder bestätigen oder vernichten zu lassen.
Ich weiß noch genau, wie ich meinen Topwein, den Malbec Reserva 2000, bereits zuhause öffnete und auf seine Qualität prüfte, um nicht im entscheidenden Moment von einer Korknase überrascht zu werden. Und wie ich dann drei Flaschen nacheinander "aufriss", nur weil der Wein mich oder den Gaumen des anderen, den ich in dieser Stresssituation vorwegzunehmen gewzungen war, so gar nicht überzeugen wollte.
Christoph Wagner, dem ich kurze Zeit später an einem mit Büchern überladenen Rundtischchen meine Probleme mit dem an diesem Tag so verschlossenen Malbec schilderte, als ich ihm den Wein in sein Verkostungsglas goss, lächelte nur milde und meinte in Anspielung auf meine Forschheit im Umgang mit dem Wein: "Wenn er sich nicht gleich zeigen will, dann lassen wir ihm halt ein bisserl Zeit."
Von dem Moment an, das kann ich sagen, waren wir Verbündete. Verbündete in einem Reich, das nur aus Büchern und Gaumenfreuden und Abenteuern zu bestehen schien. Doch nicht nur das: Christoph Wagner gab mir einen Maßstab mit auf den Weg, der sich in den Untiefen der österreichischen Soumellierlandschaft als besonders nützlich erwies, wenn es darum ging, die Weinliebhaber zu finden und die Wichtigtuer zu meiden, die nichts anderes im Sinn hatten, als den Wein für ihre Ego-Demonstrationen zu intrumentalisieren.
Christoph Wagner war mehr als ein Gourmet-Kritiker. Er war ein Weinliebhaber. Ein Cronopium im besten Sinn des Wortes von Julio Cortazar. Ein Geschichtenerzähler und ein Intellektueller des guten Geschmacks.
coyote05 - 23. Jun, 14:18