
... von
Botho Strauss wieder gelesen, nach 20 Jahren, und festgestellt, dass das Unterstrichene von damals auch noch berührt. Wie das Leben so spielt, und wie wir in ihm agieren und unsere Texte sagen - bessere Laiendarsteller für etwas so Großes, das wir nur einmal aufführen dürfen. Grußworte, Abschiedsworte, Sterbensworte und dazwischen der eine Satz, nach dem wir uns so sehnen - ICH LIEBE DICH. Und weil wir es nicht erwarten können, oder weil wir Angst haben, dass es diese Szene in unserem Stück vielleicht gar nicht gibt, sagen wir es - immer wieder. Doch wird dadurch nichts stärker. Es verbraucht sich nur - das Leben, die Liebe. Wir öffnen die falschen Türen und schlagen die falschen zu. In unserem besten Stück. Und die Zeit weht wie Zugluft Menschen durchs Zimmer.
JULIUS:
Nun ist sie wieder weg. Plötzlich. Genau wie damals. Tempo der Türen. Nichts sonst. Auf zu. Auf zu. Man verklappt Leben. Das war´s dann aber auch.
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SCHLAFFRAU zu JULIUS:
Ich glaube noch heute, du hast dich nur versprochen, damals. Du hast aus Versehen `Adieu` gesagt. Du hättest genausogut `Bleib!` oder `Nimm mich!`sagen können. Du suchtest nach einem kurzen endgültigen Wort. Du hast dich bloß vergriffen.
coyote05 - 15. Aug, 16:57
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