Donnerstag, 10. Februar 2011

Mein Vorbild KHG

Wer Gewinne macht, zahlt Steuern. Außer er besitzt eine Stiftung, die eine Tochtergesellschaft in einem Steuerparadies, sagen wir auf einer britischen Jungferninsel, anweist, im Auftrag der Fima eine millionenschwere Beratungsleistung durchzuführen und damit den gesamten Gewinn aus Österreich abzuziehen. So etwas nennt man Steuerhinterziehung. Ganz einfach. Punkt.

Wenn die an dieser Steuerhinterziehung beteiligten Firmen, wie im Fall KHG, so wunderschöne (von seiner Frau erfundenen?) Namen haben wie "Silverwater Invest" oder "Waterland-Stiftung" ändert das nichts am Tatbestand. Und wenn dann sogar nachgewiesen werden kann, dass aus dem Steuerparadies letztendlich das Geld wieder zurückfließt nach Österreich in eine andere Firma, die ebenfalls dieser Person gehört, dann fragt man sich, warum man sich noch immer Diskussionen im Fernsehen anhören muss, in denen der Beschuldigte Leserbriefe zitierend von seiner Schönheit, seiner Intelligenz und seinem Glück spricht. Da ist sie: die Operettenrepublik. So etwas geht nur in Österreich durch. Dass er nach dieser öffentlichen Volksverarschung überhaupt noch in sein Auto kommt und heimfahren darf. Die Steuermoral einer ganzen Nation liegt am Boden. Ich jedenfalls hab schon lange keine Lust mehr.

Aber lesen Sie selbst. Ein Auszug aus dem heutigen Standard:

Auch auf die Frage, warum laut Aussage seines Steuerberaters Millionenhonorare für die Investorensuche für Meinl International Power (MIP) über eine karibische Tochterfirma seiner Liechtenstein-Stiftung an seine österreichische Firma Valuecreation flossen, ging der Ex-Finanzminister nicht inhaltlich ein, da er keine "steuertechnische Diskussion" führen wolle.

Grasser hatte über sein kompliziertes Firmen- und Stiftungsgeflecht Millionen fließen lassen, berichtet das Nachrichtenmagazin "News", das in seiner neuen Ausgabe aus der Einvernahme von Grassers Steuerberater Peter Haunold vor dem Bundeskriminalamt am 9. November 2010 zitiert. Grassers österreichische Firma "Valuecreation" habe laut Haunold von der Silverwater in den Jahren 2008/09 vier Millionen Euro Beratungshonorar erhalten.

Die "Silverwater Invest and Trade Inc." mit Sitz auf der Karibikinsel Tortola (Britische Jungferninseln) ist eine Tochtergesellschaft von Grassers "Waterland-Stiftung" in Liechtenstein. Auf die Frage nach dem Grund der Millionenüberweisung sagte der Steuerberater laut "News", dass Grasser in deren Auftrag für den Börsegang der Meinl International Power (MIP) Investoren geworben habe. Warum Grasser von der - letztlich eigenen - Firma den Auftrag bekam, Investoren für die MIP zu werben, und sich dies am Umweg über die Karibik fürstlich von der eigenen Silverwater-Firma entlohnen ließ, bleibt unklar.


Christoph & Lollo
singen nun schon seit mehr als 2 Jahren diesen Song auf youtube. Wann werden Sie endlich erhört?

Dienstag, 8. Februar 2011

Miniaturen einer Reise - 1

Weiß nicht mal, wo und wann die Reise anfing. Und auch nicht wie das Reisen geht. Nur dass es Mut braucht, mit Haut und Haaren aufzubrechen, wenn man den Urlaub scheut, den man verdient. Wir waren weg. Wir haben uns verloren. Und niemand nahm Notiz. Wir riefen in die Berge, die kein Echo kannten, nur den Wind. Und gingen los. Von Morgen keine Spur. Nur Haut und Haare und eine Frage, wie eine Feder auf der Stirn.

Wie geht das Reisen und die Kunst des Unterwegs?

brille

Dienstag, 16. November 2010

Frühjahr in Bucalemu

Kurz bevor wir in Richtung Südamerika aufbrechen, ereilen uns die letzten, sehr guten Nachrichten von Francisco und seinem am 2. März dieses Jahres vom Tsunami verwüsteten Dorf Bucalemu in Chile.

Obwohl sich immer noch beinahe jeden Tag die Erde bewegt, konnte wieder ein Projekt mit unseren Spenden erfolgreich abgewickelt werden. Auch, weil nach monatelangem Zuwarten endlich die Holzpreise nachgaben und mit dem Bau der neuen Fischerhütte am Meer begonnen werden konnte.

Wir freuen uns sehr und finden dass die Flaggen von Österreich und Chile, wie sie hier nebeneinander im Wind flattern, ein wunderbares Bild der Hoffnung zeichnen. Danke nochmals an alle, die sich mit Ihren Spenden und Energien an diesem Projekt beteiligt haben.

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Wer nochmals nachlesen will, wie das Erdbeben kam, wir nach Francisco und seiner Familie suchten, die ersten Spenden eintrafen, das Geld übergeben wurde und schließlich die ersten Hilfsmaßnahmen starteten: hier nochmals die Links zu den Beiträgen, beginnend am 2. März dieses Jahres.

http://siniweler.twoday.net/stories/6215720/
http://siniweler.twoday.net/stories/6217888/
http://siniweler.twoday.net/stories/6228994/
http://siniweler.twoday.net/stories/6238051/
http://siniweler.twoday.net/stories/6260159/
http://siniweler.twoday.net/stories/6376010/

Montag, 25. Oktober 2010

Almblitz-Vorstoß in den Winter

Es sind schon ein paar Stunden vergangen seit wir am Parkplatz am Fedaja-Stausee den Kocher anwarfen, um noch etwas Teewasser aufzukochen ....

the whole story and a picture you will find on the ALMBLITZ-Blog ...
http://almblitz.twoday.net/stories/8402036/

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Stonemade Video: Fontainebleausards

Der Virus sitzt tief. Das merke ich jeden Abend, wenn ich zurückgehe in den Wald. Wenn ich nachts wachliege, weil die Finger mein "User Interface of Choice" abtasten. Risse, Kuppen, Dellen, Leisten, Knöpfe, Kanten, Runzeln, Zapfen, Schuppen, Löcher, Trichter, Schlitze, Runsen - alles aus Stein. Alles in meinem geliebten Wald von Fontainebleau. Wo meine Spielsachen liegen und auch mich warten.

Probleme suchen, Probleme (er)finden, Probleme lösen oder anderen überlassen. Jeden Tag. Das nenne ich Arbeit. Mit einem fast leeren Rucksack in den Wald hinein und abends vollbepackt mit Momentaufnahmen wieder heraus. Hans im Glück, der sein Geld eintauscht gegen den Augenblick. So einfach, so töricht und so perfekt kann das Leben sein.



I can't look at the rocket launch
The trophy wives of the astronauts
And i won't listen to their words
'cause i like
Birds

I don't care for walking downtown
Crazy auto-car gonna mow me down
Look at all the people like cows in a herd
Well, i like
Birds

If you're small and on a search
I've got a feeder for you to perch on

I can't stand in line at the store
The mean little people are such a bore
But it's alright if you act like a turd
'cause i like
Birds

If you're small and on a search
I've got a feeder for you to perch on

Dienstag, 12. Oktober 2010

Im Zauberwald von Fontainebleau

Die Frage aller Fragen - gefunden im Zauberwald von Fontainebleau: Bin ich das, was ich halten oder doch eher das, was ich loslassen kann.

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zum Vergrößern: Bild anklicken

Freitag, 8. Oktober 2010

Duroxmanie direct 7a (7a+)

Fürs nächste mal - sieht so easy aus ...

Montag, 13. September 2010

"Sehr geehrter Herr Bundespräsident..."

Dieser Brief von Hilal Sezgin, Fatih Akin, Feridun Zaimoglu und anderen wurde heute in der taz und im Blog von Robert Misik veröffentlicht.

Er könnte beinahe in Österreich geschrieben worden sein- wären da nicht die wunderbaren Worte des Bundespräsidenten, die in diesem Brief zitiert werden. Solch große und mutigen Worte brächte unser Heinz Fischer, der wohl als großer Schweiger in die Geschichte eingehen wird (seit Jahren kein präzises Wort zu Verfekterung unserer Innenpolitik), wohl kaum über die Lippen.



Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

als Sie vor zwei Monaten Ihr Amt antraten, konnten Sie dies gewiss nicht ahnen: Dass ein (ehemaliger) Bundesbankvorsitzender eine Debatte in Gang setzen würde, in der sich allgemeine Bedenken gegen eine verfehlte Integrationspolitik mit biologistischen Annahmen über mindere Intelligenz vermengen. Dass in sämtlichen Nachrichtenmagazinen, Zeitungen und Sendern pauschalisierend über etwaige intellektuelle, charakterliche, soziale und professionelle Defizite des muslimischen Bevölkerungsanteils diskutiert werden würde. Dass von Musliminnen und Muslimen - egal ob sie deutsche Staatsbürger sind oder auch hier geboren wurden - generalisierend als "Migranten" gesprochen würde und wir sogar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die offizielle Rückkehr des Wortes "Ausländer" erleben.

Erinnern wir uns zwei Monate zurück: In Ihrer Antrittsrede sagten Sie: "Unsere Vielfalt ist zwar manchmal auch anstrengend, aber sie ist immer Quelle der Kraft und der Ideen und eine Möglichkeit, die Welt aus unterschiedlichen Augen und Blickwinkeln kennen zu lernen. Wir sollten neugierig sein und ins Gespräch kommen." Sie erzählten die berührende Geschichte der niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan und ihres Vaters, die ein Beispiel für "so viele Erfolgsgeschichten" sei. Sie sprachen die wunderbaren Sätze: "Wann wird es bei uns endlich selbstverständlich sein, dass unabhängig von Herkunft und Wohlstand alle gleich gute Bildungschancen bekommen? (...) Wann wird es selbstverständlich sein, dass jemand mit den gleichen Noten die gleichen Aussichten bei einer Bewerbung hat, egal ob er Yilmaz heißt oder Krause? Meine Antwort auf solche Fragen lautet: Wenn wir weniger danach fragen, wo einer herkommt, als wo er hin will. Wenn wir nicht mehr danach fragen, was uns trennt, sondern was uns verbindet. Wenn wir nicht mehr danach suchen, was wir einander voraushaben, sondern was wir voneinander lernen können. Dann wird Neues, Gutes entstehen."

Diese Worte wurden von zahllosen Musliminnen und Muslimen und von Menschen mit Migrationshintergrund mit großer Freude aufgenommen, über religiöse und Parteigrenzen hinweg. Doch was wir momentan beobachten, ist leider das Gegenteil eines solchen Prozesses, in dem Menschen aufeinander zugehen, damit Gutes entsteht. Wir erleben, wie sich Teile der Bevölkerung von anderen absetzen. Wie Minderheiten ausgedeutet und öffentlich als "Andere" markiert werden. Die Tonlage ist oft genug nicht neugierig und gesprächsbereit, sondern aggressiv und diffamierend. Für Musliminnen und Muslime ist derzeit nicht einmal der Gang zum Zeitungshändler leicht, weil sie nie wissen, welche Schlagzeile, welches stereotype Bild sie dort erwartet. Auch in der Schule, bei der Arbeit und am Ausbildungsplatz kann es sein, dass einem Feindseligkeit entgegenschlägt.

Selbstverständlich sind das nicht die einzigen Erfahrungen dieser Tage. Es gibt auch viele freundliche Worte, viel Solidarität. Zahllose Deutsche ohne muslimischen oder Migrationshintergrund sind genauso fassungslos über die Entwicklung der letzten Wochen, fühlen sich gleichsam fremd im eigenen Land. So wie wir. Denn wie gesagt, auch wir deutschen Muslime gehören zu Deutschland, mit demselben Recht wie alle anderen religiösen, ethnischen oder sonstigen Bevölkerungsgruppen. Wir werden dieses Land nicht aufgeben. Dieses Land ist unsere Heimat, und Sie sind unser Präsident. Weil wir als Mitglieder des Staatsvolks in großer Sorge um die Zukunft dieses Landes sind, das Sie repräsentieren, wenden wir uns an Sie, der Sie so überzeugend sagten: "Es gibt unterschiedliche Interessen, es gibt Vorurteile gegeneinander, Bequemlichkeiten und Anspruchsdenken. Ich will helfen, über all das hinweg Brücken zu bauen. Wir müssen unvoreingenommen aufeinander zugehen können, einander aufmerksam zuhören, miteinander sprechen." Wir bitten Sie, gerade in der derzeitigen angespannten Stimmung für diese Leitsätze einer offenen, von gegenseitigem Respekt geprägten demokratischen Kultur einzustehen und öffentlich für sie zu werben.

Fatih Akin, Filmregisseur

Hatice Akyün, Autorin

Prof. Dr. Katajun Amirpur
, Islamwissenschaftlerin

Gabriele Boos-Niazy
für das Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e. V.

Christian Abdul Hadi Hoffmann, stellv. Vors. der Muslimischen Akademie Deutschland

Lamya Kaddor
für den Liberal-Islamischen Bund e. V.

Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu
Erziehungswissenschaftlerin und Turkologin Ali Kizilkaya für den Islamrat e. V.

Halima Krausen
für die Initiative für Islamische Studien e. V.

Aiman Mazyek
für den Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V.

Hamideh Mohagheghi
, Theologin

Shermin Langhoff
, Intendantin

Aylin Selcuk
für die Deukische Generation e. V.

Hilal Sezgin
, Schriftstellerin und Journalistin

Feridun Zaimoglu
, Schriftsteller

Freitag, 3. September 2010

Kindheitssommer

Die Sommer von damals waren eine einzige Bewegtheit. Bewusstlos und trunken trieben wir durch den Tag. Sie verflogen, die Sommer, wie eine Zeit ohne Ziffernblatt und Zeiger.

Urlaub gab es keinen. Er wurde auf dem Altar des Wirtschaftswunders geopfert, an dem nur teilhaben konnte, wer seinen braven Traum vom Eigenheim als calvinistisches Statement in eine widmungswillige Landschaft stellte. Dafür gab es Urlaubssperre und für uns Kinder des Babybooms den Sommer in seiner ursprünglichen Formlosigkeit und ohne Unterbrechung.

Sommer fand draußen statt, war Erde und Wasser und Wald. Ich habe mich beim Sommer nie bedankt, weil er entweder da war und das uneingeschränkt oder eben nicht. Ein bisschen Sommer gab es genauso wenig, wie ein bisschen Schlechtwetter. In meiner Erinnerung gibt es keinen Regen im Sommer, sondern nur erzwungene Regenpausen, in denen wir vorzüglich in Nachbars Veranda Plastikfiguren mit Rexgummis aus ihren Stellungen hinter Pflanzen, Ziertellern und Standfotos schossen oder in Kampfpausen hunderte Matschbox-Autos eine Rampe hinunterließen und danach in ausgeklügelten Statistiken die Sieger ermittelten.

Dass das nicht der Sommer war, wusste jeder von uns. Denn der schmeckte wie die Tage am See nach Sonnencreme und Anarchie. Und nach dem „Opel“, der uns in immer neuen Modellen durch diese Jahre begleitete und Kontinuität atmete, wie mein Vater durch die Filterzigaretten der Marke „Smart Export“, die er nur dann im Auto anzündete, wenn alles gut und das Einchecken in das Wochenende reibungslos abgelaufen war. Auf den Rauch in meiner Nase konnte ich mich verlassen, denn daheim war mein Vater ein Genussraucher. Und weil er in solchen Momenten auf seine Vater-Vorleberolle pfiff, liebte ich sie und genoss es, wie dadurch unter Hand aus unserer Familie eine kleine revolutionäre Zelle wurde.

Die Tage am See waren ein einziger Ausnahmezustand, weil sie den Genuss ebenso wie die Langeweile, die sonst so verpönt war in unseren Kreisen, salonfähig machten. Für uns war diese Langeweile nur ein anderes Wort für Abenteuer. Denn wir hatten buchstäblich alles, was wir zum Atmen brauchten: wir hatten den Wald im Rücken, den Kieselstrand und den grünlich schimmernden See vor uns, der nur dann etwas Warmes hatte, wenn wir uns direkt vom eiskalten Zimitzbach und den dort steil abfallenden Uferbereich hinaus ins grundlose Schwarz trieben ließen.

Das war der behütete, bürgerliche Sommer am See. Er kam und ging wie eine Jahreszeit. Standesgemäß im Juli mit einem Zeugnis in der Hand. Und er wuchs, indem er seine Tage fraß. Ein Glück mit fixem Ablaufdatum und einem melancholischen Beigeschmack, so erscheint er mir heute. Daneben gab es jedoch auch einen inoffiziellen, proletarischen Sommer am Fluss und später am Moorteich, von dem unsere Eltern nichts wussten.

Von wo ich jetzt auf den Sommer meiner Kindheit schaue, wirkt alles beinahe hermetisch abgeriegelt gegenüber jedem Blick von außen. Denn es gab alles damals außer Distanz. Der Sommer war unbedingt nahe und da, als prickelndes Wassers auf der Haut, als Geruch nach verbranntem Gras, das auf den Feldern lag, oder als feuchte Wärme, die sich als Gewitterregen auf den heißen Asphalt legte. Als Erinnerung nehme ich noch heute den Sommer vor allem durch die Nase wahr. Unvermittelt und plötzlich stand er vor unserer Tür und wir wussten instinktiv, was zu tun war.

Er kam mit aller Gewalt und ohne Vorwarnung wie die ersten Mädchen und das andere Geschlecht. Es war am Moorteich, als wir die Schlitze im morschen Holz der Umkleidekabinen entdeckten und durch diese Öffnungen eine neue, geheimnisvolle Welt der Nahaufnahme. Offenbarungen im Halbdunkel – Schamhaare und -frisuren, frische und welke Lippen, Brüste und Bäuche und Backen in allen Formen, Größen und Verpackungen, Achselhöhlen, Muttermale, Sommersprossen und vor allem Haut – schlaff, gespannt, ledern, faltig, schwammig, muskulös, glatt und geschmeidig und immer wieder: Gerüche, Gerüche, Gerüche. Draußen am Holzsteg die Parade der Eitelkeiten, drinnen im Halbdunkel intime Routine und nackte Wahrheit für die Dauer eines angehaltenen Atems.

Damals machten wir den Ausnahmezustand zur Routine. Der Sommer war los und das Verbotene lockte und schillerte in nie zuvor gesehenen Farben. Die Tage waren endlos. Doch der Sommer endete immer abrupt. Nicht mit der Schule, sondern mit Regen und einem Kälteeinbruch, der das Land unwiderruflich in den Herbst tauchte, aus dem es kein Zurück mehr gab. Wenn ich über den Sommer schreibe, kommt immer der Herbst dazwischen, genau so wie damals in der Wirklichkeit. Es kam immer dieser Morgens, an dem die Luft klarer war als sonst und das Geräusch der Kreissägen, die das Holz für den Winter richten, das Land durchschnitt. Und auch, wenn es danach noch einmal warm wurde, von da an blieb die Kühle und nistete in jedem Sonnenstrahl. Vorbei die Unbedingtheit und die Verschwendung des Sommers, nun gab es nichts mehr umsonst. Und alles gehorchte wieder einem fremden Zweck.

Im Funktionieren war ich immer gut, nur im Sommer war ich besser. Im Sommer war ich Teil von allem. Der Sommer war ein Teil von mir. Was davon blieb, ist schwer zu sagen. Die Farben sind verblasst in all den Jahren. Die Sehnsucht blieb bis heute, weil auch die Liebe ging und wieder kam. Sie frag ich in stillen Momenten: Wie viele Sommer habe ich noch?

Mittwoch, 1. September 2010

Der Schneeberg setzt eine Haube auf

... und der Sommer ist vorbei. Bumsti!

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Zum Vergrößern Bild klicken

Dienstag, 17. August 2010

Das große Glockner Vis-a-Vis

Dort oben besteht nicht die Gefahr, dass man Drinnen und Draußen verwechselt.

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Skeptischer Blick aus unserer Suite auf der Oberwalderhütte - mit der Nase in der Pallavicinirinne, rechts davon die Berglerrinne und die Mayerlrampe. Alles unbegehbar im August 2010. Immehrin begann der nächste Tag schon um 5:15 ziemlich spektakulär.

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Bilder zum Vergrößern anklicken!

Mittwoch, 4. August 2010

Nur für alte Krieger

Die spanischen Wunderbrüder Iker und Eneko Pou versuchen sich in einer Route des Magiers Manolo Zanola. Und auch ich blättere aus aktuellem Anlass in meinem Notizbuch zur Route "Brot und Spiele" im Gosaukamm, die ich mit meinem Freund Peter vor Jahren in den Fels träumte.

Dort lese ich: "Eine Route, das ist etwas Ausgedachtes, das nicht ganz erfunden ist, und etwas Wahrgenommenes, das nicht bloß entdeckt wurde. Zu dauerhaft ist der Stein und zu intensiv in ihrer Vergänglichkeit ist die Linie, die der Körper beschreibt, um das eine oder andere ganz zu sein." Chapeau! Mehr davon gibts immer noch hier, im Netz verfangen.

Solo per vecchi guerrieri from Damiano Levati on Vimeo.

Und hier noch das Gespräch, das die beiden mit Manolo, der mittlerweile wohl auch alle Gendergrenzen überwunden hat, führten ...

Solo per vecchi guerrieri from Damiano Levati on Vimeo.

Dienstag, 20. Juli 2010

Almblitz rennt ...

"Was bringts? Ist doch total verrückt, so ein Bergmarathon rund um den Traunsee?" Ist die in diesem Fall monoton gestellte Frage von Freunden.

Es bringt ein Gefühl dafür, wie groß ein einzelner Tag sein kann, den man zusammen durchlebt. Es bringt Freunde am Weg, Gesichter, die man schwer vergisst, Emotionen in alle Richtungen und nach Stunden mit jedem weiteren Schritt eine gewisse Ungläubigkeit, dass man immer noch stolpert und läuft - spätestens am Gmundner Berg nach ca. 65 Kilometern, wenn man zurückblickt auf diese Runde -, dass man das auch selber war, der all diese Berge, die sich rund um den Traunsee die Hand geben, irgendwie und mitunter auf allen Vieren "genommen" hat.

Am Ende ist man am Ziel wirklich am Ende und hat vor allen anderen sich selbst überrascht. Und für dieses Gefühl, sich ausgetrickst zu haben, ist Stolz eine eher belanglose Umschreibung.

bergmarathon-almblitz

Was es bringt? Ein wogendes Gefühl der Freiheit, hier und jetzt das zu tun, was man tut. Laufen. Jeder Schritt ist Teil dieser Freiheit. Oder um mit Haruki Murakami zu sprechen: "Der Schmerz ist unvermeidlich. Das Leiden ist eine Option."

Mittwoch, 7. Juli 2010

Ein Felsbrocken gibt zu bedenken

Ich erinnere mich noch gut an das Kunstprojekt von Ai Weiwei bei der Dokumenta 2007. In einem Blogpost dazu schrieb ich: „Für mich einzigartig waren die 1001 von Ai Weiwei im Rahmen seines Fairytale-Projekts eingeladenen Chinesen, die in Kassel durch 1001 an allen Ausstellungsorten verstreute Stühle omni-präsent waren.“

Das Thema des Künstlers Ai Weiwei ist das der Re-Präsentation – damals genauso wie heute. Stühle verweisen auf Menschen, die nicht da und doch da sind, ein Felsbrocken auf eine Katastrophe, die nicht hier und nicht heute passiert, sondern 2008 auf der anderen Seite der Welt in der chinesischen Provinz Sichuan 9.000 Kinder hinweggerafft und unter sich begraben hat.

Wenn wir hierzulande ausdrücken wollen, dass eine Sache uns besonders gar nicht tangiert, wird gerne der Sack Reis bemüht, der in China umfällt. Wurscht. Soll er. Aber jetzt schleppt dieser Ai WeiWei doch glatt einen Felsbrocken an. 4 Tonnen schwer. Und will ihn auf den Dachstein heben, den wir kurzerhand zum unantastbaren Heiligtum erheben, obwohl wir ihn seit Jahrzehnten mit Drahtseilen verhängen, mit Eisenleitern zurechtbiegen, mit Aussichtsplattformen entstellen und mit Sommerliften zurichten, wie es uns gefällt.

dachstein-aiweiwei
Quelle: www.bergsteigen.at

Die Regionale bezeichnet sich als „Festival für Zeitgenössische Kunst“. Und als solches ist es ihr erlaubt und sogar aufgetragen, das hier behauptete Verschandlungsmonopol des Alpenvereins und diverser Tourismusverbände in Frage zu stellen. In meinem Blogbeitrag von vor 2 Jahren lese ich das Abschlussstatement meines Kampfgefährten Rainald Goetz zur Dokumenta: „Je komplizierter die dabei ablaufenden Prozesse Widersprüche, Widerstände und Marginalitäten nicht ausschließen, sondern in die Sache hereinholen, umso besser wird das Resultat.“

Natürlich hätte er auf dem Dachsteingipfel auch einen Sack Reis hinterlassen und damit einer leicht verdaulichen Kunst Vorschub leisten können. Aber er hat es nicht. Er will einen Stein. Einen richtigen Brocken. Da haben wir uns was eingebrockt. Mit ihm und mit dieser Regionale X. Ai Weiwei macht auf stur. Aber er beantwortet zumindest unsere 100 Fragen.

Also rauf mit dem Stein. Und nachdenken. Und reden. Und streiten.

Siniweler - Ohne Tal

Kein Ort zum Verweilen, nirgends. Wohin uns die Reise führt? Geradewegs lotrecht zu allem, was das Herz schneller schlagen lässt.

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