ich bin dann mal web ...
Alex Rühle hat eine Vision vom Versickern im Web: "Wer drüben ist, ist hier gelöscht." Gefunden in der Süddeutschen:
... Eine Familie aus der Nachbarschaft hat anfangs noch ihre Kinder aus dem Laptop gelassen, jeden Nachmittag, zum Spielen und Toben. Da hatten sie das mit der frischen Luft im Netz noch nicht geregelt. Einige Abende lang hörte man aus deren Rechner regelmäßig den Ruf: "Kinder, ab ins Web!" Nach ein paar Tagen sind aber auch diese Kinder einfach dringeblieben.
...
Drinnen fanden sie raus, wie man Laptops von innen auf- und zumachen kann, das sah witzig aus, wenn in Internetcafés und Großraumbüros am Morgen die Bildschirme aufgingen. Wie in einer Feriensiedlung, in der gutgelaunt die Jalousien hochgezogen wurden. Wenn man sich an einen fremden Rechner setzte, musste man jetzt immer fragen, ob "einer drin ist": An den Computern, durch die schon mal jemand gesickert war, ging alles langsamer. So als säße der Versickerte da auf der Festplatte.
...
Wie auch immer, fest steht, dass das Netz täglich an Kraft zu gewinnen schien, je mehr drüben waren, desto mehr wurden rübergesaugt. Am Ende verschwanden die Leute völkerweise. Einige Wichtigtuer behaupteten, sie seien drüben gewesen und jetzt wieder hier. Sie widersprachen einander aber allesamt so eklatant, dass man sie belächelte wie diese Zausel, die von Ufo-Entführungen nebst Organentnahme faseln.
Und noch einmal Alex Rühle in der Süddeutschen: über die neue Blog-Kultur:
... Jeder schreibt selbstreferentiell vor sich hin. Von akkumulierendem Weltgeist ist selten etwas zu spüren. Nicholas Carr glaubt, dass das Internet, das doch angeblich unendliche Freiheit bringt, am Ende unser aller Auswahl limitieren werde. Weil es umsonst ist, würden die Encyclopedia Britannica von Wikipedia und die Zeitungen von Blogs verdrängt. ¸¸Die ekstatischen Visionen des Web 2.0 setzen die Hegemonie des Amateurs voraus. Ich meinerseits kann mir nichts vorstellen, das furchterregender wäre.
... Eine Familie aus der Nachbarschaft hat anfangs noch ihre Kinder aus dem Laptop gelassen, jeden Nachmittag, zum Spielen und Toben. Da hatten sie das mit der frischen Luft im Netz noch nicht geregelt. Einige Abende lang hörte man aus deren Rechner regelmäßig den Ruf: "Kinder, ab ins Web!" Nach ein paar Tagen sind aber auch diese Kinder einfach dringeblieben.
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Drinnen fanden sie raus, wie man Laptops von innen auf- und zumachen kann, das sah witzig aus, wenn in Internetcafés und Großraumbüros am Morgen die Bildschirme aufgingen. Wie in einer Feriensiedlung, in der gutgelaunt die Jalousien hochgezogen wurden. Wenn man sich an einen fremden Rechner setzte, musste man jetzt immer fragen, ob "einer drin ist": An den Computern, durch die schon mal jemand gesickert war, ging alles langsamer. So als säße der Versickerte da auf der Festplatte.
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Wie auch immer, fest steht, dass das Netz täglich an Kraft zu gewinnen schien, je mehr drüben waren, desto mehr wurden rübergesaugt. Am Ende verschwanden die Leute völkerweise. Einige Wichtigtuer behaupteten, sie seien drüben gewesen und jetzt wieder hier. Sie widersprachen einander aber allesamt so eklatant, dass man sie belächelte wie diese Zausel, die von Ufo-Entführungen nebst Organentnahme faseln.
Und noch einmal Alex Rühle in der Süddeutschen: über die neue Blog-Kultur:
... Jeder schreibt selbstreferentiell vor sich hin. Von akkumulierendem Weltgeist ist selten etwas zu spüren. Nicholas Carr glaubt, dass das Internet, das doch angeblich unendliche Freiheit bringt, am Ende unser aller Auswahl limitieren werde. Weil es umsonst ist, würden die Encyclopedia Britannica von Wikipedia und die Zeitungen von Blogs verdrängt. ¸¸Die ekstatischen Visionen des Web 2.0 setzen die Hegemonie des Amateurs voraus. Ich meinerseits kann mir nichts vorstellen, das furchterregender wäre.
coyote05 - 13. Mär, 11:08
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