Kennen Sie die Stille, die eintreten kann, wenn es schneit? Alles flüstert das eine Wort, das in jedem Kopf ein anderes Echo hat. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber halten Sie die Luft an - es schneit.
Die passende Musik dazu liefert BON IVER mit Woods.
"The National" heißt die Band, die hier Godards klassische Variation über die Geschlechterverhältnisse - mit dem wunderbaren Jean-Pierre Léaud in der männlichen Hauptrolle - als Sprugbrett nimmt. Schöner Song, schöne Stimme (der Mann heißt Matt Berninger und wurde mir von Robert Basic empfohlen), schöner Text - die letzten Zeilen sind für dich!
Wer sagt, dass Coverversionen nichts taugen. Ich liebe diese gegrölte Romantik von Madsen. Anders ist der Sommer und das, was er aus uns macht, ja wirklich kaum auszuhalten. Unbedingt bis zum Refrain anhören -- schriller kann man kein Date vorschlagen.
Und hier noch die zugeben betörende REM-Version von NIGHTSWIMMING für alle Retro-Jünger zum Vergleich:
Thursday night, every thing's fine, except you've got that look in your eye
when I'm tellin' a story and you find it boring,
you're thinking of something to say.
You'll go along with it then drop it and humiliate me in front of our friends.
Then I'll use that voice that you find annoyin' and say something like
"yeah, intelligent input, darlin', why don't you just have another beer then?"
Then you'll call me a bitch
and everyone we're with will be embarrassed,
and I wont give a shit.
My finger tips are holding onto the cracks in our foundation,
and I know that I should let go,
but I can't.
And every time we fight I know it's not right,
every time that you're upset and I smile.
I know I should forget, but I can't.
You said I must eat so many lemons
'cause i am so bitter.
I said
"I'd rather be with your friends mate 'cause they are much fitter."
Yes, it was childish and you got aggressive,
and I must admit that I was a bit scared,
but it gives me thrills to wind you up.
My finger tips are holding on to the cracks in our foundation,
and I know that I should let go,
but I can't.
And every time we fight I know it's not right,
every time that you're upset and I smile.
I know I should forget, but I can't.
Your face is pasty 'cause you've gone and got so wasted, what a surprise.
Don't want to look at your face 'cause it's makin' me sick.
You've gone and got sick on my trainers,
I only got these yesterday.
Oh, my gosh, I cannot be bothered with this.
Well, I'll leave you there 'till the mornin',
and I purposely wont turn the heating on
and dear God, I hope I'm not stuck with this one.
Zugegeben, der Abend ließ sich nicht so toll an. Da war dieses fürchterliche Austria Center und eine Peggy Young, die das von einem Bahnhofsvorsteher angesagte Konzert wie nach Fahrplan und pünktlich auf die Minute mit genau der Sorte von Country begann, die ich partout nicht ausstehen kann. Blumenau nennt es betulich und ich kenne kein besseres Wort dafür. Und dann der große alte Mann: Neil Young himself. Nach dem klaren Punktesieg gegen Pearl Jam am Salzburger Domplatz 1995 und dem Niagara-Showdown in Wiesen irgendwann um die Jahrtausendwende, mein drittes Neil Young-Konzert, von dem ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es wieder ein Ereignis werden sollte. Denn der erste, rein akustische Teil war zwar nicht schlecht, aber doch so, dass man sich Sorgen machten musste - um ihn, um uns. Irgendwie war das alles Retro - und das stimmte mich (mit ihm) sehr melancholisch.
Zum Greifen nah. Mit Handykamera von Shake-Nachbarin festgehalten. Danke!
Doch dann kam die 2. Halbzeit und ein völlig ausgewechselter, total unter Strom stehender Neil Young, der noch einmal den Ventilator der Zeit, der im Hintergrund die Piratenflagge am Schlagzeug von Ralph Molina tanzen ließ, herumriss und loslegte. Keine Ahnung, was der Trainer in der Pause gesagt hat. Aber das, was danach herauskam, war ein Ereignis. So groß, dass wir bei "Hey, hey, my, my" programmatisch die leeren Gänge eroberten und nach vorne stürmten. Es konnte losgehen. Und es ging los. Kraftvoll, inspiriert und in epischen Dimensionen. Solche Schwingungen hatte der Bahnhofsvorsteher in seinem Messe-Stadl wohl selten erlebt. Und während er sich mit den Statikern in die Pläne vertiefte, um zu retten, was zu retten ist, begannen die ersten Stage-Jumper die Bühne zu stürmen. Alles war plötzlich so, wie es sein muss, wenn es sein muss.
Einziger Wermutstropfen: zu "Cortez the killer" ließ sich Neil Young diesmal nicht erweichen. Dafür weidete er zum Schluss die Gitarre aus wie schon beim Salzburg Konzert am Domplatz. Ein echter Waidmann eben, der auch sagt, wann Schluss ist.
Gerade ein Interview mit Neil Young gehört, von Oktober 2007, wo er auch über die Entstehung der Musik zu Dead Man von Jim Jarmusch spricht. Er meinte, dass er zuerst Jim überzeugen wollte, dass die Bilder keine Musik bräuchten und dann - als Jim sich nicht abbringen ließ - sein ganzes Equipment aufbaute, runderhum die Bilder laufen ließ und einfach loslegte - mehr oder weniger in Echtzeit die Bilder kommentierte. Das ist keine Studiomusik. Das ist Leben. Anti-Krieg.
In wenigen Tagen gibt´s ein Wiedersehen. Ich öffne schon jetzt meine Adern und verbringe die Nacht im Wald. Damit es ein Fest wird. Und ich bereit.
"I am Legend" mit Will Smith gesehen. Gerade erst. Und ganz lange sitzen geblieben. Denn am Ende beim Abspann kam das Beste: der Redemption Song von Bob Marley, der mich bei der Hand nahm und beinahe 30 Jahre zurückführte. Dorthin wo alles begann. Und es begann ja wirklich irgendwie mit ihm, damals, als ich zum ersten Mal diese Musik hörte, mit 15. Es war eine große Offenbarung, was da über den großen Teich an den europäischen Strand gespült wurde. Es war Kraft, es war Kampf, es war Kult. Und das erste Mal, dass ich eine Ahnung davon bekam, wie es ist, als Subjekt durch die Geschichte zu stapfen.
Verstehen Sie, was ich meine? Wenn man sich erstmals in seinem Leben historisiert, als Teil von etwas Größerem begreift? Und Existenz und Geschichte und natürlich die Liebe, die verbotene, zusammendenkt beim ersten Joint. Und das alles holt mich jetzt ein, während der Abspann noch einmal vorbeigewunken wird und ich von der Erlösung träume. Etwas zeitversetzt. Wie vor 30 Jahren. Ziemlich am Punkt auch die schlechte Tonqualität - man spürt, dass 30 Jahre nicht nichts sind. Nur so, wie sie klingt - von allen Tiefen gereinigt - wird diese Musik niemals sein.
Ich geb zu, ein paar Kulturtechniken, die heute zum Allgemeingut gehören, haben es bei mir nicht leicht. So weiß ich zb spontan nicht, wie man ein geschütztes (und legal erworbenes sic!) m4p-Musikfile in ein mp3-File umwandeln kann, dass auch mein Handy, das sich neuerdings lieber als Musikplayer sieht, versteht. Was in solchen Moment hilft, sind Freunde mit den richtigen Links - früher brauchte man Beziehungen - und Seiten wie Schallgrenzen oder alternative Musikblogs mit kostenlosen Musikdownload-Angeboten. Dort traf ich auf die Norwegerin Ida Maria, die sich über etwas ziemlich echauffierte, was ich jetzt nicht mehr weiß, weil ich ununterbrochen an die guten alten Violent Femmes dachte, während sie sang. Für alle, die tiefer bohren wollen, gibts die Lyrics hier: Find a cure, find a cure for my life!
I don't know if you notice anything different
It's getting dark and it's getting cold and the nights are getting long
And I don't know if you even notice at all
That I'm long gone
And the things that keep us apart
Keep me alive
And the things that keep me alive
Keep me alone
This is the thing
I don't know if you notice anything missing
Like the leaves on the trees or my clothes(...)
And I don't know if you even notice at all
'Cause I was real quiet when I closed the door
And the things that keep us apart
Keep me alive
And the things that keep me alive
Keep me alone
This is the thing
And I don't know if you notice anything different
I don't know if you even notice at all