Places

Sonntag, 21. Oktober 2007

Keine Heimat nicht ...

heimstaette Eintönig sickert der Herbst vom Himmel und legt sich nasskalt über die Stadt. Auch über das Haus, an dem ich seit Jahren vorbeifahre. Wenn ich Glück habe und die Ampel pünktlich auf Rot springt, vorne am Gürtel, dann komme ich so zum Stehen, dass ich meine Lieblingshausbeschriftung direkt vor mir habe.

"HEIMSTÄTTE" - sagt es auf dem schmutzig grauen Fassadenvorsprung und sagt es unter Anführungszeichen. Immer wieder fasziniert betrachte ich dieses lotrecht gesetzte Wort und denke über die Setzung der Anführungszeichen nach, die grafisch so unterm Hund und erzwungen ist, dass ich ihnen unwillkürlich tiefere Bedeutung zumesse.

"HEIMSTÄTTE" - brüllt es mich an, weil ich weiß, dass es da drinnen hinter der Fassade für jeden und immer schon die letzte ist. Aufbewahrung der Lebenden. Schoten dicht und warten. Er wird uns schon holen. Wenn nicht jetzt im Herbst, wenn die Gasleitungen porös werden, dann nächstes Jahr oder das Jahr darauf.

Kohlenmonoxid - geruchlos, geschmacklos, farblos, tödlich.
Atmen Sie langsam ein und aus. Inhalation.
Assimilation: Wir verlangen sie nur von den anderen und bieten - damit es niemandem zu leicht gemacht wird - eine durchgehend assimilationsfeindliche Kultur.

Unser beständiger Beitrag: einigeln und ausgrenzen.
Wir sitzen in der Identitätsfalle.
Laut Integrationsindex von 28 Ländern in Europa an vorletzter Stelle.

Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg.

Samstag, 11. August 2007

2. Hirta Roas ...

... am 11. August 2007 im Wollager der Lodenwalke der Familie Steiner in Ramsau / Rössing. Wovon sie erzählte? Über Schafe, Kühe und ihre Gewohnheiten, über Ohrmarken und Steintauben, über Symbole und Geschichten, über die tägliche Suche nach dem Vieh und die Orientierung im Dachsteinkarst.

Bodo_Hell07_01

Mit almsommererprobten Texten und Geschichten von Peter Gruber, Bodo Hell und volkskundlichem Wissenswertem von Dr. Eva Kreissl (Kuratorin Landesmuseum
Joanneum Graz). Begleitet von TRIKLANG mit originalem Alm-/Hirten-/Volkslied, Jodler & Almschroa, instrumental & vokal interpretiert: Fritz Hieger (musikalischer Leiter Steir. Jägerchor), Lorenz Maierhofer (Komponist, Texter) und Werner Lichtenegger (Chorleiter, Sammler von alten Jodlern).

Und dann als Zugabe noch eine Neukomposition zu Ehren der Steiner Gretl, die vor der Bühne stand und in den Lodenwalkerhimmel starrte. Nur um Ende traurig zufrieden festzustellen: "Da Heli is eh do" und sich setzte.

Freitag, 3. August 2007

Arktische Anden ...

An den Schuhen noch Schneekristalle und im Herzen einen weißen Schatten verlasse ich im ersten Morgenlicht Mendoza. Unter mir schließen die Wolken sich zu einem Eismeer und taucht der Himmel die Anden in arktisches Blau. Wie mir die Wärme unter deinem Laken fehlt.

mendoza-ciao

Sonntag, 22. Juli 2007

Argentinische Aussichten ...

Nach 10 Jahren wieder in Buenos Aires, schlaflos und bloß für einen Tag. Der winterliche
Rio Plata, eingehüllt in ein graues Tuch - ohne Ufer, ohne Wiederkehr. Es ist wie die Einübung in einen anderen Maßstab: ein Meer aus Erinnerungen und kein Gegenüber. Ein Schiff, ein Fluss und der Himmel: 3 Farben grau. Das Leben fährt mir durchs Gesicht. Und ich zucke nicht. Bin offen für alles.

rioplata

Donnerstag, 24. Mai 2007

Kwakiutl 1

Beim Lesen geweint. War unterwegs in den Fjorden von Kingcome Inlet - oben, in der Queen Charlotte Passage. Wo meine Sehnsucht sich immer wieder verfängt, zurückkehrt in dieses Dorf, das damals schon ein anderes war. Und ein Mädchen, das Keetah hieß, trat auf mich zu, der auf der Lichtung stand, wo früher die Toten bestattet wurden, und sprach für sie alle zu mir: Bleib bei uns. Das ist dein Dorf, und wir sind deine Familie. Du bist der Schwimmer, der aus dem weiten Meer zu uns gekommen ist."

b58-kwakiutl_siedlung2

Halb erlebt, halb geträumt - mit einem Buch in der Hand:
Margeret Craven: Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen.

Dienstag, 15. Mai 2007

Na dann papst ...

Papst Benedikt bereist Brasilien und stößt mit der Aussage, die Ureinwohner hätten die Ankunft der Priester bei der spanischen Eroberung still herbeigesehnt, die gesamte lateinamerikanische Bischofskonferenz und mit ihnen 150 Millionen Christen vor den Kopf. Theologische Spitzfindigkeiten sind dort nicht angebracht. Als blanker Zyniker gebärdet sich der, der die Geschichte nicht kennen will.

Papst Ratzinger begleicht eine alte Rechnung mit den Befreiungstheologen und hinterlässt nicht zum ersten Mal verbrannte Erde. Im Vergleich zu ihm war Johannes Paul ein wirklicher Reisender, ein Nomade.

Ich stelle mir den Papst vor in seinem Gewand, in seinen Gemäuern und seinen asketischen Gelagen und halte es mit Nietzsche: das Sitzfleisch ist die Hauptsünde gegen den heiligen Geist. Solche Gedanken entspringen dem Gedärm und wären dem Gehenden fremd.

Dienstag, 24. April 2007

Ottakringer Idylle ...

ottakringer-idylle

Am Wilheminenberg links hinten beginnt Argentinien - für mich die Asado-Wiese schlechthin in Wien. Ein Nachtrag zum Wochenende und eine Antwort auf die Frage, warum der Osten mehr südlich ist als der Westen. Wiener sind das keine. Die bleiben daheim am Sonntag und warten auf den kleinen Sieg, ihr Auto auf den freigewordenen Parkplatz vor ihrer Haustür abzustellen. (Ich wiederhole mich ...)

Und noch etwas: Die beste Vorbereitung auf das Alleinsein ist nicht, alleine zu sein, sondern die Geselligkeit. Wer genug davon (gesammelt) hat, kann vielleicht später oder zuletzt - wenn es drauf ankommt - sogar das Alleinsein genießen.

Sonntag, 22. April 2007

Auf dem Rücken eines Wals ...

Und plötzlich befand ich mich auf dem Rücken eines Wals. Ich schloss die Augen, hielt mich fest und verfolgte diesen Traum - bis weit hinaus, wo ich loslassen konnte. Als ich wieder erwachte saß ich rittlings - musste das Wort erst entstauben, bevor ich es benutzen konnte - am Hängenden Stein, mitten im Wienerwald. Er fehlte mir noch in meiner Steinesammlung.

IMG_1069

Abends dann las ich die Caprichos von Paul Nizon wieder und stieß dort auf den Hinweis zum Tag: Die Unfähigkeit zu handeln rührt daher, dass eine Spur erkaltet ist, ein Fenster, eine Tür zufällt, eine Fackel erlischt. Wo war es? war ich? Verfällst ins Grübeln und beginnst, da du die Orientierung verloren hast, das Naheliegende zu vernachlässigen; und das Unerledigte beginnt sich zu stapeln und dich zu ersticken.

Paul Nizon: Im Bauch des Wals, suhrkamp 1989, s.80

Samstag, 24. März 2007

Am falschen Ort ...

Sowas von Wetter. Vor 10 Jahren, in Vancouver, hat selbst der Regen Spaß gemacht. Weil die Luft aus Salz war und jeden Tag neues Treibholz von Campbell River oder Earls Cove oder Squamish verwunschen am Strand lag. Und weil der Nebel eine andere Textur hatte, selbst wenn es kalt war. Und die Stadt auf mich zukam. Und weil dahinter gleich die Wälder loslegten, wo man Bären (ja solche mit Umlaut!) suchen und jederzeit Angst kriegen konnte. Oder sich einsam fühlen: Wie damals in der Nacht unterwegs auf Vancouver Island Richtung Norden. Über Stunden hinweg ankämpfend gegen den Regenvorhang und den dunklen Schlund des Waldes zu beiden Seiten der Straße. Und das Meer - als aufgerauhte, trübe Fläche - so besonders tief schien und so besonders beunruhigend, wenn der Wind den Regen über das Wasser peitschte.

Unbenannt-11

Hier ist der Regen anders. Hier bin ich anders geworden. Städtischer. Ich bewege mich in umfriedeten Gärten wie in Lainz (hier stehen Mauern für den Frieden!) , stattt Bären suche ich Bärlauch, während Wildschweine (Zahmschweine) teilnahmslos den Weg blockieren. Im Weinkeller kriecht mir der Schimmel unter die Achseln (kein Vogelflug!) und auf den Straßen versenken Passanten ihre Blicke und oder tragen sie gläsern vor sich her. Anstatt sie zu verschenken. Keine Meer und kein Versprechen, so wie damals auf Alert Bay. Die Tage mit Wayne, dem Trickster, dem Highlander, dem Künstler - dem Häuptling der Kwakiutl. Die Gegenwart eine Spur und ich auf der Lauer. Und du so nahe - und alles so weit.

Blut fließt träge heut und kalt. Seit gestern im Frühjahr - so ein Witz. Werde es einklagen, wie den Winter, wie die Liebe, die hier nicht mehr wohnt. Der Regen eine Mauer. Und sowas von Zeit.

Samstag, 17. Februar 2007

Chanco

canco

Ein Bild komponiert aus drei Farbbereichen, ein Suchbild, in dem man das ganze Leben findet. Panoramatisch aber wie ein Film - ich schweife über das Bild und verliere mich trotzdem immer wieder im Detail - ganz ohne Erinnerung. War ich wirklich dort oder nur ein Voyeur, der erst nachträglich das Wunder begreift, das ihm begegnen hätte können.

Siniweler - Ohne Tal

Kein Ort zum Verweilen, nirgends. Wohin uns die Reise führt? Geradewegs lotrecht zu allem, was das Herz schneller schlagen lässt.

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