Wo ist das Leben?

Alle rennen sie hin. Heute. Auf den Life-Ball, der sich als gesellschaftlicher Höhepunkt des Wien-Jahres behauptet zu etablieren. Alle? Zumindest alle prominenten und nicht-prominenten und semi-prominenten Gestalten, deren aus Langeweile wankende Welten am Laufsteg zur Selbstfindung schreiten.

Doch was will man dort zeigen? Dass die Welt ein Sumpf ist und jeder mit jedem (ins Bett gehen) kann? Und dass es keinen Unterschied macht, ob ein Mann einen Mann oder eine Frau einen Hund liebt? Vögelt? Dass alles gleich ist, ununterschieden? Müssen wir zu diesem Schluss kommen, wenn wir denen, die Aids haben, helfen wollen? Ist der Life-Ball die zu sich selbst gekommene Aids-Demo? Oder einfach die hypostasierte Beliebigkeit unter dem Diktat des Sex? Was will das Grelle, Plärrende sagen, außer dass es plärrt? Mir graut vor dieser Avantgarde des Obszönen, Abartigen? Die so tut, als wäre sie auf der Höhe der Zeit.

Dabei ist die Avantgarde selbst heute anachronistisch, weil das Wahre nur mehr im Geretteten, Bewahrten, Wiedergefundenen, Geschützten, Verborgenen, Geheimen aufblitzt. Dort, wo es leise wird und langsam und schön.

" ... der sich bildende Geist reift langsam und stille der neuen Gestalt entgegen, löst ein Teilchen des Baues seiner vorhergehenden Welt nach dem anderen auf. Ihr Wanken wird nur durch einzelne Symptome angedeutet; der Leichtsinn wie die Langeweile, die im Bestehenden einreißen, die unbestimmte Ahnung eines Unbekannten, sind Vorboten, dass etwas anderes im Anzuge ist. Dies allmähliche Zerbröckeln, das die Physiognomie des Ganzen nicht veränderte, wird durch den Aufgang unterbrochen, der, ein Blitz, in einem Male das Gebilde der neuen Welt hinstellt." (Hegel, Phänomenologie des Geistes, s. 15)
coyote05 - 21. Mai, 21:08

Unterträglicher Konservativismus

Muss mich selbst kommentieren. Löschen möcht ich das Geschriebene nicht. Offiziell wird der Life-Ball als "Europas größte Fund-Raising Veranstaltung für Aids" bezeichnet. Gut. Der Zweck, der alle Mittel heiligt? Sehen wir es anders. Sehen wir das Ganze als Inszenierung der Verwandlung - die Kostüme und Nicht-Kostüme, die nackte Haut, den bloßen Penisschutz. Unumstritten bleibt, dass es (auch) eine Verwandlung im Zeichen der Geilheit ist. Jede Sekunde stirbt ein Mensch an Aids. Die Menschen, die in der dritten Welt an Aids sterben, werden hochprozentig krank geboren und sterben jung. Ohne Aussicht auf Liebe und sexuelle Erfüllung. Und wir begeben uns auf den Laufsteg der Eitelkeiten, feiern eine Nacht lang für den guten Zweck. Wir zeigen dazu unsere geilen Körper. Ist das nicht himmelschreiend zynisch?

robocat - 23. Mai, 22:24

Wo ist das Fest des Lebens? und wieso konsi?

Also freie Liebe hat doch wirklich nichts mit dem Fest der Geburt zu tun, oder? Da beginnen (die Geburt des Menschleins) erst die Herausforderungen, welche, wenn es das Glück erlaubt, fast jeden Tag deines Lebens ausfüllen werden. Die Industriegesellschaft hat nun einmal begonnen sich selbst ad absurdum zu führen, siehe Generations- und Nachwuchsprobleme, Neo Liberalismus, der Live Ball ist nur ein kleiner Ausschnitt der Ego Gesellschaft. Nach der unerbittlichen Evolutionslogik gibt es bald nur noch wenige, wenn wir nicht für unsere Unsterblichkeit gesorgt haben ...

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Siniweler - Ohne Tal

Kein Ort zum Verweilen, nirgends. Wohin uns die Reise führt? Geradewegs lotrecht zu allem, was das Herz schneller schlagen lässt.

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