Samstag, 7. Oktober 2006

Windstill

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Ein Tag wie viele. Hektisch, getrieben - Wahltag in Österreich - und dann doch noch raus aus der Stadt und auf die Rax und mit Bruder Werner in die Preinerwandplatte, ein "göttlicher Handgriff", obwohl nicht viel fehlte, dass alles recht nass wurde. Im Speed-Tempo durch, doch nach und nach ruhiger in allem, die Bewegungen immer runder und der Körper wieder im Einklang mit dem, was man Geist nennt. Die Blicke bilden nicht nach, sie funktionieren.

Und oben dann, auf der Kante, streift mich die elektrifizierte Gams, die Haare stehen zum Himmel - weil sie am Gipfel dies nicht mehr zu Berge können -, obwohl es ruhig ist um mich, kein Windhauch im Dämmer und immer noch bauschig Gewölk am Himmel. Ein Abend wie keiner, oben auf der Kante, am Sprung.

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Dienstag, 3. Oktober 2006

Ozark, 2

... lost in the center of the bible belt ... with karin und vincent ... between gaylord and angkor wat ... medidation and monkey run ... keeping the spirits! ...

ozark

Mittwoch, 27. September 2006

Taxidriver

BBC lädt den Medien-Experten Guy Kewney ins Studio zum Interview über das Thema Downloads in der Musikbranche. So weit so gut. Wenn da nicht zufällig der Taxifahrer Guy Goma für ein Bewerbungsgespräch reinkäme und prompt verwechselt wird. Jetzt geht alles sehr schnell. Ehe der arme Mann weiß, was los ist, ist er auch schon verkabelt und auf Sendung. Der Versuch mitzuspielen, weil er denkt, dass das ganze Szenario Teil des Bewerbungsgesprächs ist, gehört wohl zu den großen Momenten der Mediengeschichte. Look at the Video!

Dienstag, 26. September 2006

EM 2008

Morgen wird das Maskottchen zur EM 2008 im Wiener Museumsquartier vorgestellt. Wer sich bei dieser Gelegenheit über die Situation des österreichischen Fussballs Klarheit verschaffen will, dem empfehle ich die scharfen Blumenau-Analysen 1-7 im Schnelldurchgang.

http://fm4.orf.at/blumenau/215136/main
http://fm4.orf.at/blumenau/215017/main
http://fm4.orf.at/blumenau/214884/main
http://fm4.orf.at/blumenau/214742/main
http://fm4.orf.at/blumenau/214653/main
http://fm4.orf.at/blumenau/214145/main

... auch wird man den morgigen Tag andachtsvoller genießen, im Wissen, dass das aus österreichischer Sicht bereits der EM-Höhepunkt gewesen sein könnte.

Mittwoch, 20. September 2006

Ozark

... auf dem Weg nach Ozark / Arkansas ein Video aufgegabelt.
Katie Brown's "Whipper Therapy" ... ist zwar in Moab, aber was solls,
die Bilder von Ozark werden nachgereicht.

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Montag, 18. September 2006

nashville

Seit langem wieder mal in den Staaten. Sitze im Gaylord Opryland Hotel in Nashville und lese nochmals den Text von Christoph Ransmayr, der gestern meinen Flug begleitete und mich umwarb, als draussen über Neufundland der Tag klirrte. Es ist 4:00 morgens hier im Las-Vegas von Tennesse - die endlosen Skywalks und Rolltreppenarrangements inmitten von Wasserkaskaden sind ausgestorben - und ich spaziere mir den Kulturschock aus dem Kopf. Seit ich angekommen bin - gestern nachmittags in Washington, durch ein schepperndes Garagentor eingetreten ins gelobte Land -, muss ich ans Sterben denken. Europäischer Reflex auf klinisch gepflegte Oberflächen. Ich springe auf und durch das Fenster, dass die Scheiben klirren. Doch am Boden keine Scherben ...

Ich starb
6840 Meter über dem Meeresspiegel
am vierten Mai im Jahr des Pferdes.

Der Ort meines Todes
lag am Fuß einer eisgepanzerten Felsnadel,
in deren Windschatten ich die Nacht überlebt hatte.

Die Lufttemperatur meiner Todesstunde
betrug minus 30 Grad Celsius,
und ich sah, wie die Feuchtigkeit
meiner letzten Atemzüge kristallisierte
und als Rauch in der Morgendämmerung zerstob.

Ich fror nicht. Ich hatte keine Schmerzen.
Das Pochen der Wunde an meiner linken Hand
war seltsam taub.
Durch die bodenlosen Abgründe zu meinen Füßen
trieben Wolkenfäuste aus Südost.

Der Grat, der von meiner Zuflucht
weiter und weiter
bis zur Pyramide des Gipfels emporführte,
verlor sich in jagenden Eisfahnen,
aber der Himmel über den höchsten Höhen
blieb von einem so dunklen Blau,
daß ich darin Sternbilder zu erkennen glaubte:
den Bärenhüter, die Schlange, den Skorpion.

Und die Sterne erloschen auch nicht,
als über den Eisfahnen die Sonne aufging
und mir die Augen schloß,
sondern erschienen in meiner Blendung
und noch im Rot meiner geschlossenen Lider
als weiß pulsierende Funken.

Selbst die Skalen des Höhenmessers,
der mir irgendwann aus dem Klumpen
meines Handschuhs gefallen
und in die Wolken hinabgesprungen war,
blieben wie eingebrannt in meine Netzhaut:
Luftdruck, Meereshöhe, Celsiusgrade ...
jeder Meßwert des verlorenen Instruments
eine glühende Zahl.

Als zuerst diese Zahlen
und dann auch die Sterne verblaßten
und schließlich erloschen, hörte ich das Meer.

Ich starb hoch über den Wolken
und hörte die Brandung,
glaubte die Gischt zu spüren,
die aus der Tiefe zu mir emporschäumte
und mich noch einmal hochtrug zum Gipfel,
der nur ein schneeverwehter Strandfelsen war,
bevor er versank.

Das Krachen des Steinhagels,
der mir die Hand wundgeschlagen hatte,
das Fauchen der Böen, mein Herzschlag ...
verhallten in der Flut.

War ich am Grund des Meeres?
Oder am Gipfel?
In einem schmerzlosen Frieden,
von dem ich heute weiß,
daß er tatsächlich das Ende war, mein Tod
und nicht bloß völlige Erschöpfung,
Höhenwahn, Bewußtlosigkeit,
hörte ich eine Stimme, ein Lachen:

Steh auf!

Es war die Stimme meines Bruders.

Wir hatten uns im Wettersturz
der vergangenen Nacht verloren.
Ich war gestorben.
Er hatte mich gefunden.

Ich öffnete die Augen. Er kniete neben mir.
Hielt mich in seinen Armen. Ich lebte.
Mein Puls tobte in der Steinschlagwunde
an meiner Hand; mein Herz.

Ich hatte die Spur meines Bruders
in einem Schneesturm verloren,
in dem der Mond wie unter einer Sturzwelle
schwarzen Wassers erloschen war.
Der Sturm hatte uns auseinandergerissen
und mich in einer Finsternis,
in der allein der von Eiskristallen zersiebte
Schein meiner Stirnlampe zu sehen war,
in den Windschatten einer Felsnadel gejagt.
Dort hatte ich bis zum Sonnenaufgang überlebt.

Steh auf!

Mein Bruder kniete neben mir.
Hielt mich in seinen Armen.
Erhob sich dann wie unter einer Zentnerlast
und versuchte auch mich hochzuziehen.
Lachte.
Fluchte vor Ratlosigkeit.
Sein Gesicht, seine Sturmmaske,
war eine Fratze aus Eis.

Wieviel Zeit war seit unserer Trennung vergangen?
Die Sonne stand nun hoch über dem Gipfelgrat.
Der Himmel: wolkenlos.
Und im Schatten der Felsnadel,
im Schatten meiner Zuflucht: Windstille.

Ich lebte.
Es schneite.

Schwarzer Schnee?
Schwarzer Schnee:
Wie verkohltes,
von einem unsichtbaren Feuer zerrissenes Papier
taumelten schwarze Flocken
aus der Wolkenlosigkeit.

Aber als sich eine dieser Flocken
auf den eisverkrusteten Handschuh
meines Bruders setzte,
eine andere auf seine Schulter,
auf meine Brust, meine Stirn,
sah ich Fühler!
sah ich die Fadenglieder von Insekten,

Flügel: In einem Panzer aus Rauhreif,
der ihre Facettenaugen, Saugrüssel und Flügelschuppen
übertrieb und vergrößerte,
schneiten tote Schmetterlinge
auf mich und meinen Bruder herab,
zuerst vereinzelt, dann zu Hunderten,
schließlich in einem wirbelnden,
den Himmel verfinsternden Schwarm.

Manche dieser filigranen Kadaver
schienen beim Aufprall auf meiner Brust,
auf dem Handschuh meines Bruders
zu zerspringen,
und ich glaubte ein Klirren zu hören.

Ein Klirren?
Nein, es war still.
Vollkommen still.

Aus einem Himmel, der im Zenit
schon die Schwärze des Alls anzunehmen schien,
fielen eisstarre Falter, Apollofalter,
wie wir sie vor Wochen in den Tälern von Kham
gesehen hatten, in riesigen Schwärmen
über den Gebetsfahnengirlanden
eines zerstörten Klosters,
über einem Gletschersee,
einem Rhododendrenwald.

Ich war müde, unsagbar müde.
Wollte liegenbleiben.
Liegenbleiben, schlafen.
Schlafen.

Steh auf!

Mein Bruder zog, zerrte mich hoch,
sank mit mir in den Schnee zurück.

Und ich kauerte in seinen Armen,
6840 Meter über dem Meer,
und starrte durch einen dunklen Flockenwirbel
auf die Eisfahnen des Phur-Ri,
auf den blendenden Gipfel des fliegenden Berges,
auf dem ich unsere Namen
mit dem Schaft meines Eispickels
in den Schnee geschrieben hatte.
Ich lebte.

Du glaubst, geschlafen zu haben,
höre ich Nyema sagen und sehe,
wie sie Tashi, einen rußigen,weinenden Säugling,
auf ihren Armen wiegt,
du glaubst, geschlafen, geträumt zu haben,
und warst doch tot: deinem Leben fern.
Warst tot und bist zurückgekehrt,
weil eine Hand dich zurückgezogen,
eine Stimme dich zurückgerufen hat.

Nyema lachte oft,wenn sie sprach.
Ich glaube, es war ihre Heiterkeit,
die mir bewußt werden ließ, daß es an jenem Morgen
unter der Gipfelpyramide des Phur-Ri
wohl nicht die Worte meines Bruders gewesen waren,
die mich ins Leben zurückbefohlen hatten,
sondern sein Lachen.

Er hielt mich in seinen Armen
und lachte, rief lachend es schneit!
Es schneit Schmetterlinge! Steh auf!

Es war, als ob sich erst in diesem Lachen
auch alle anderen Geräusche und Worte
wieder aus der vollkommenen Stille lösen durften:
das Kreischen eines Steigeisens
auf dem vom Eis glasierten Fels,
das Klingen des Blutes in meinem Kopf,
unser Atemgeräusch,
das in der dünnen Luft dieser Höhe
dem Hecheln von Tieren glich.

Vielleicht sah mein Bruder an meinen Augen,
daß es vor allem sein atemloses Reden war,
das meine Aufmerksamkeit gefangennahm
und mich Satz für Satz in unser Leben zurückzog.
Er sprach so eindringlich und hastig,
als wären seine Worte die letzte Möglichkeit,
mich zu erreichen,
und ich müßte für immer verschwinden,
wenn er verstummte.

aus Christoph Ransmayr: Der fliegende Berg

Montag, 28. August 2006

Simplify your life

Wenn jemand vor ein oder zwei Generationen so viele Sachen gehabt hätte, wie wir sie heute haben - Statistiker sagen, dass es im Schnitt um die 10.000 sind -, dann hätte er dafür natürlich auch immer Personal gehabt, um sie ordentlich und sauber und funktionstüchtig zu halten. Wir sind damit jedoch alleine gelassen. Und drohen daran zu ersticken.

Werner Tiki Küstenmacher´s Grundthese ist die, dass das Leben kompliziert wird, wenn wir uns zu sehr leben lassen, wenn wir zu sehr Opfer sind und denken, dass mit uns etwas gemacht wird. Wenn wir reagieren statt agieren. Das Buch dreht sich also darum, das Leben in die Hand zu nehmen, es in den Griff zu bekommen. Und man beginnt damit am besten mit dem Naheliegenden, seinem Schreibtisch. Denn, so Küstenmacher, "wenn man erst einmal seinen Schreibtisch im Griff hat, dann bekommt man erfahrungsgemäß auch sein ganzes Leben besser in Griff."

Wie man das machen soll?

Jetzt kommts: "Man räumt zunächst einmal die Schreibtischplatte vollkommen leer. Man räumt also zunächst einmal alles, was auf dem Schreibtisch liegt, auf den Boden. Das ist zwar kein richtiges Aufräumen, aber es ist einfach gut für unser Unterbewusstsein, für unsere Seele, wenn wir diese leere Fläche sehen können. Das ist eigentlich ein Grundprinzip des Aufräumens: Man sollte erst einmal eine Einheit, also eine Küchenschublade, ein Fach im Kleiderschrank usw. vollkommen leer machen. Man sollte sie dann schön putzen und es ein wenig genießen, dass da nun ein leerer Raum ist. Wenn man das tut, dann wird man automatisch beim Befüllen wieder sehr viel vorsichtiger sein und nicht einfach nur alles irgendwie hineinstopfen wie vorher.

Sonntag, 27. August 2006

Tote Pferde taugen nichts

„Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!”, sagen - oder sagten - die unendlich weisen Dakota-Indianer. Und das war keine Metapher, wie wir sie verstehen. Es war ein Schüttbild, das noch vom dumpfen Donner galoppierender Huftiere vibrierte!

Welche Methoden und Strategien, dem Unausweichlichen zu entrinnen, dazu in Schuschels Welt gelistet werden, ist höchst amüsant. Hier ein Auszug der gängigsten Reaktionen:

Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
Wir erstellen eine Präsentation, in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
Wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
Wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist als andere Pferde.
Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
Wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.

Samstag, 19. August 2006

Die schönsten Tage der Kindheit ...

oder die Sehnsucht danach, wenn man alt wird ... wunderbar eingefangen von:
Philip Roth, Everyman, 2006, s.122 - (dt. Jedermann, Hanser)

"nach der schlanken Gerte, die damals sein Körper war und die sich von weit draußen, wo die Wogen sich aufbauten, auf den Wellen zum Strand tragen ließ, die Arme vorgestreckt wie eine Pfeilspitze und der dünne Rest dahinter wie der Schaft, und so glitt er dahin, bis sein Brustkorb über die winzigen spitzen Kiesel und die schartigen Venusmuscheln und die pulverisierten Seemuscheln am Uferstreifen schrammte und er aufsprang und gleich wieder zurück in die flache Brandung rannte, bis das Wasser ihm an die Knie reichte und tief genug war, dass er sich wieder hineinstürzen und wie wild den aufsteigenden Brechern entgegenschwimmen konnte - in den herandrängenden grünen Atlantik hinein, der so unaufhaltsam auf ihn zuwogte wie die unabweisbare Zukunft - und wenn er Glück hatte, kam er rechtzeitig an, um die nächste und die nächste und die nächste, bis der niedrige Stand der auf dem Wasser glitzernden Sonne ihm sagte, dass es Zeit zum Gehen war. Nass und salzig, lief er barfuß nach Hause, in Gedanken noch erfüllt von der Gewalt der unendlichen See, die in seinen eigenen Ohren gebraust hatte, und leckte an seinem Unterarm, um die vom Ozean erfrischte und von der Sonne verbrannte Haut zu schmecken. Das ekstatische Gefühl, einen ganzen Tag lang bis zur Betäubung von der See umhergeschleudert worden zu sein, der Geschmack und der Geruch, das alles berauschte ihn so sehr, dass nicht viel gefehlt hätte, und er hätte zugebissen, um ein Stück aus sich herauszureißen und seine fleischliche Existenz ganz und gar auszukosten.

So schnell er auf den Fersen laufen konnte, überquerte er die von der Sonne noch glühenden betonierten Gehsteige und ging, bei ihrer Pension angekommen, nach hinten zu der im Freien aufgestellten Dusche mit den glitschigen Sperrholzwänden, wo feuchter Sand aus seiner Badehose fiel, wenn er sie auszog und unter das kalte Wasser hielt, das ihm auf den Kopf prasselte. Die Macht der Brandung, das sengendheiße Pflaster, der eisige Schock der kalten Dusche, die Wonne der straffen neuen Muskeln, der schlanken Gliedmaßen und der stark gebräunten Haut, die nur die an seinem Unterleib versteckte blasse Narbe von der Leistenbruchoperation aufwies - in diesen Augusttagen, nachdem die deutschen U-Boote zerstört waren und man keine Angst mehr haben musste vor ertrunkenen Matrosen, gab es nichts, was nicht wundervoll klar war. Und nichts an seiner körperlichen Vollkommenheit, das ihm Anlass gab, es nicht als selbstverständlich zu betrachten."

Donnerstag, 17. August 2006

nice idea!

Auf AMAZTYPE gibt man ein Wort ein und erhält eine Liste … - genauer - das Wortbild in Buch-bzw Medienempfehlungen (von Amazon).

climbing

Nette Idee,oder?

Dienstag, 8. August 2006

Magic Places ...

Während in Wien alle über die Hitze stöhnen - begeben Vinc und ich uns in den Spaltengrund.

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Jeden Tag gehts ins Eis wie in die Arbeit.

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Bei 8-10 Stunden sitzt uns die Gewerkschaft der Glaciologen im Nacken, zumal unsere Instrumente von keiner Firmenkassa bezahlt werden.

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... und danach etwas zum Seele baumeln. Ein perfekter Mix.

Donnerstag, 6. Juli 2006

Der sechsundzwanzigste Tag

.... was Blumenau diesmal in seinen Blog gezaubert hat, ist auch der Höhepunkt der WM-Bereichterstattung. Kein Wort mehr zu Argentinien. Da musste schon Italien kommen, um im deutschen Hexenkassel das Gas abzudrehen. Hätten wir so spielen können, wie am Sonntag die Italiener? Ich meine vor allem ohne Ball? So viel sich auftuende Räume hab ich noch nie gesehen? Es war eine Revolution, die man mit der Einführung der perspektivischen Malerei in der Renaissance vergleichen könnte.

Wer da mehr Porno fordert, hat Fußball nicht verstanden:
Und hier gehts zur Pflichtlektüre Blumenau über die andere Sportart.

Und hier auch gleich die Fortsetzung:
Das Essen mit Zidane

Sonntag, 18. Juni 2006

Dialogische Abgründe

ICH, von Andreas Maier
Auszug aus den Frankfurter Poetikvorlesungen:

"Der Glaube umkreist ja etwas, das man sprachlich nicht mitteilen kann, genauso wenig wie den Impuls, mein linkes Bein zu bewegen, den kann ich auch nicht mitteilen. Für die Bewegung des linken Beins haben wir die Worte Bewegung des linken Beins, aber hineinschauen kann man in diese Worte auch nicht. Für Gott haben wir das Wort Gott. Kann man ebenfalls nicht hineinschauen. Gott ist die Wahrheit, aber das ist fast schon ein Pleonasmus. Gott ist in jedem, aber nicht jeder folgt ihm, eher wenige. Ich meine nicht, in die Kirsche, da gehen ja immer noch viele hin, sondern in die Wahrheit, da gehen vermutlich eher wenige hin. …. Die Christen haben das, was sowieso jedem Menschen die Wahrheit ist und immer sein wird, in das Wort Gott übersetzt, das muss zwar auch nicht stimmen, aber mit diesem Wort Gottes ist es ihnen wenigstens gelungen, das, woran alle glauben, besser gesagt, was alle wissen, was alle in ihrem Gewissen haben, wenigstens dem Diskurs der Menschen zu entheben, oder zumindest es als nicht so leicht verfügbar erscheinen zu lassen. Indem sie Gott munifiziert und verschanzt haben gegen unsere Logik und unseren rhetorischen Zugriff, haben sie einen Teil in uns, den wahren, verschanzt und munifiziert gegen uns selbst, das immerhin. Es gibt in uns etwas Unantastbares, das wir dauernd anzutasten versuchen und tatsächlich auch antasten, und das, kurz gesagt, macht uns zu falschen Wesen, weil zu selbstwidersprüchlichen, zu solchen, die immer gegen sich handeln, d.h. gegen ihr Gewissen und ihre Wahrheit. Diese Wahrheit in einem quasi selbstreferentiellen System aufzuheben und dadurch gegen Einspruch zu schützen und wie ein Flaschenpost durch die Jahrtausende zu schicken, das ist das Evangelium des Matthäus, eine unglaubliche literarische Leistung…. Wir sind alle fixiert in einem System, einem zivilisatorischen, in dem jeder in jedem Moment kraft seiner bloßen Anwesenheit schuldig wird vor Gott und den Menschen. Und die Umkehr heißt einfach nur sein lassen, und sie wird nie geschehen, …. man steht nämlich als Ich vor Gott, nicht als Gruppe. Gruppen gibt es nicht, d.h. in einer Gruppe gibt es einen selbst nicht, die Gruppe ist der Tod des Menschen, des Ich. Das Evangelium nach Matthäus verkündet keine Utopie. Der Glaube an Gott verkündet keine Utopie. Unser Heil liegt nicht und nie in der Gesellschaft, unsere Eschatologie liegt nie in einem gesellschaftlichen Entwurf begründet, genauso wenig wie einer Lebensversicherung, das wäre ja pervers. Die Gesellschaft muss nicht geheilt sein, damit ich selbst geheilt bin, oder Sie. Das erste wird nie geschehen, dafür gibt es kein Instrument, es gäbe dafür nur eines: Alle müssten sich gleichermaßen, in einem Augenblick, sein lassen. Dann wäre alles gut, gesellschaftlich, ökologisch etcetera. Wird nicht passieren und ist auch egal, da das Heil sich nur für einen selbst einstellt, und manchmal gerade eher unter schlimmeren Bedingungen als unter besseren, denn das Heil ist nicht zu Verwechseln mit dem Glück. Es ist so einfach und so klar, und jeder von uns hat es schon erfahren, aber viele gehen diesen Weg nicht, doch mein Heil betrifft es nicht, ob andere ihn gehen, mich betrifft nur, ob ich diesen Weg gehe, und wenn ich geheilt bin und mich habe sein lassen, habe ich auch die Welt sein lassen, und dann ist da eine Art Heil in allem, selbst wenn die Welt sich in diesem Augenblick völlig zugrunde richtet. Das ist nicht stoisch gedacht, also dass der Weise auch noch auf der Folter glücklich wäre. Das eigene Heil erreicht man ja auch nur dann, vielleicht, wenn man es gar nicht anstrebt, denn es kommt sowieso nicht durch mich, sondern durch Gott, also durch die Wahrheit, insofern sie in mir ist."

... und dann über Dostojewskij und sein Vorbilder:

"Ich kann doch, wenn ich aufrichtig bin, nur zu begründen versuchen, warum alles immer in mir in einer Verwirrung stattfindet und warum ich verwirrtes Reden von Anfang an als die Warheit der Menschen gesehen habe, auch und vor allem meine. Ich war ja auch nie ein Autor des Monologs, sondern der chaotischen, schlimmen Dialoge. Die Verwirrung als das eigentliche Thema, die Verwirrung unter den Menschen, also dass Wahrheit hier unter uns nicht möglich ist, sondern nur für den einzelnen. Konkreter gesagt: dass ich die Wahrheit über mich erreich kann, dass es aber an der Wahrheit und an Gott vorbeigeht, wenn ich in der Menschenwelt im Austausch mit anderen und im diskursiven Ausgleich Wahrheit möglich machen will. Wahrheit unter den Menschen, kollektiv gedacht, ist Mord und Diktatur."

Sonntag, 21. Mai 2006

Chavez in Wien

chavez12

Hugo Chavez, am 12. Mai 2006 in der Wiener Arena. 2006! Dass es so etwas im 21. Jhdt. noch gibt - einer der aufsteht und "das Ende des amerikanischen Imperiums" verkündet.
Ché wird wieder salonfähig. Aber wollen wir wirklich auch Fidel hofieren? Warum nicht auf ganz was Neues hoffen in Lateinamerika - nach all den Enttäuschungen der Geschichte. Können wir heute so tun, als wären wir nicht gewarnt. Als hätten wir bestimmte Erfahrungen nicht gemacht?

Ich träume von einer Renaissance der Revolte, aber nicht von einer neuen Revolution.

Mein erster Auftritt

Die Bühne ist dunkel. Auf der Bühne irgendwo ein Tisch und ein Sessel. Man sieht eine Gestalt auf die Bühne kommen, absolut pünktlich. Nichts. Irgendwann, mit der Betonung auf irgendwann, kann fünf Mintuen dauern oder 20 knippst der, der auf dem Sessel sitzt eine Tischlampe an, und sagt etwas oder auch nichts. Der Anfang ist Improvisation im Sinne der Öffnung.

Grüß Gott. Des is mei erster Auftritt. pahh. Nervös bin i schu. Kennt mas?
oder Gestern hab ich 50 Minuten braucht bis i das Licht aufdraht hob, es war mein erster Auftritt oder A bisserl Licht brauch i schon. Obwoi´s ma liaba im dunkeln wär.

Mei ersta Auftritt heut. Kennt mas? Weil eigentlich bin i goa ka-Barettist. Lacht. Manche sagen i bin a-Theist und ka-Barretist. Wurscht. Jetzt bin i do und moch wos draus. Kennans den: a mann kommt --- na. Bleibn ma nu a bisserl bei mia. I denk ma, a jeda konn a Barretist sein, wenn a si zeit nimmt. Nur: wer hat scho zeit? I hab ma a joa gnumman, hab den termin eintragn, checkt, mitn veranstalter, und dann hab i eigentlich nit vü gmocht. I hob da zeit zuagschaut, wias obarinnt, und hob donn irgendwonn die idee mit der lompn ghobt. Hob docht: des woa no nia do, dass ana afoch dositzt mit ana lampn. Und dann hob i ma docht, warum soit i denen do draussn voamachn, von wegen profi, warum soit in nit anfoch dazöhn, wias ongfongt hot. Ehrlichkeit, kommt imma guat hab i ma docht. Do megns di scho. Wai Gschichtn weadn da jo von überall einidruckt. Des is donn natürlich ka-barett, des is dann a füm, oder theater.

Schaut fragend in die Menge. Wos hobn si zoit? Na jo. Is scho ganz sche vü. Do wearns dann wahrscheinlich was woilln dafia? Na jo - die atmosphäre is a net ohne. Und spannend is auf jeden fall, wai wann da ana draussn sitzt, der eigentlich net was wohin, des is scho was. Der kinnt si jo blamiern. Des wa wos. A-Barretist, der neama weida was, pfhhh – der noch a poa minutn an hänga hot, so an richtign hänga, ahhh, d´luft is zum schneidn, und der hängt do draußn, im licht von seine klanan lompn. Bei sein erstn auftritt: schu wieda ois aus. A jahr lang hot a probt, si zeit gnumma, hot so ton, wia wonn des jeda kennt, hat si lustig gmocht üba uns, die wia do zoin, unsa geld einsetzn, wos ma uns schwer verdeanan miassn. Und jetzt hengt a. haaa. Licht aus. Licht an.

Do schauts? Ha. Wie i anfoch adraht hab. Von wegn hänga. Hahah, wanns bled wiad, hob i ma docht, drah i anfoch a, geh ham. Na jo. Wa a nix, dat sie aufs gleiche aussilaufn, an zweitn auftritt kiragat i nimma. Des wa dann scho schwer, na, wannst amoi a schlechte presse ghobt hast, pfff, wann amoi d´leit gegen dich san, des spricht si jo so schnell uma. Vü schnella ois a erfolg, brauchts nit glauben. Übadnocht drahns da des liacht ob im ka-Barett.

Schaut auf die uhr. Na jo. 10 minutn hob i scho. Wia long is des ongsetzt? A stund? Gähnt. Tschuldigung. Na, miat bin i net. Gschlofn hab i jo gnuag, des jahr. Und jetzt steh i auf und glei sovü leut. Na, für die ersten minuten woas goa net schlecht. I gspia richtig des knistern da untn, --- da wiad ma jo unheimlich sensibel, wann ma do herobn so alla is. Und gegn olle spün muas. ....

Siniweler - Ohne Tal

Kein Ort zum Verweilen, nirgends. Wohin uns die Reise führt? Geradewegs lotrecht zu allem, was das Herz schneller schlagen lässt.

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